Am 21.06.2023 fand die erste Schulung zu den Grundlagen der Arbeit im Mittagessensausschuss (MEA) „Fit für den MEA“ statt. Das Angebot der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin richtete sich an vor allem an Mitglieder der Mittagessauschüsse an den Schulen sowie weitere Multiplikator:innen in der Primarstufe von Berliner Schulen in öffentlicher Trägerschaft. Das Schulungsangebot richtete sich vor allem an jene, die noch nicht lange im MEA tätig sind oder planen, sich in diesem Gremium zu engagieren, aber auch bereits erfahrene Mitglieder, die sich eine Auffrischung der Grundlagen wünschen, waren willkommen.
Das Schulgesetz erfordert, dass der Mittagessensausschuss einer Schule so zusammengesetzt sein soll, dass jede in der Schulkonferenz vertretene Gruppe angemessen vertreten ist. Dies spiegelte sich auch unter den Teilnehmer:innen wieder: so nahmen sowohl Schulleiter:innen, Lehrer:innen, pädagogische Fachkräfte als auch Elternvertreter und Personen in sonstigen Positionen teil. Von den 35 Teilnehmenden haben rund drei Viertel bereits einen MEA an ihrer Schule bestehen. An vier Schulen soll in jüngster Zukunft ein Mittagessensausschuss gegründet werden.
Während der Schulung zeigte sich, dass der Großteil der Schulen zwar über einen MEA verfügt, sich jedoch deutliche Unterschiede in deren Aktivität und Zusammensetzung erkennen ließen. Teilweise besteht das Gremium aus nur einer Person oder trifft sich nur unregelmäßig.
Die Referentin Elaine Voigt, Ernährungswissenschaftlerin und Projektmitarbeiterin der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin, gab gemeinsam mit ihrer Kollegin und Ökotrophologin Brigitte Schulz Orientierungshilfe innerhalb der Handreichung Mittagessensausschüsse und den Vertragsunterlagen zwischen Schulträger und Essensanbieter. Diese beiden Dokumente bilden die Grundlagen der Arbeit des MEA. Die Handreichung umfasst u. a. Informationen zu Zusammensetzung und Arbeitsweise des Ausschusses sowie Möglichkeiten, Ernährungsbildung mit dem Verpflegungsangebot zu verbinden. Die Kenntnis des vertraglichen Rahmens unterstützt das Gremium darin, vertragliche Abweichungen erkennen zu können und mit dem Anbieter auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Die übergreifende Aufgabe des MEA einer jeden Schule ist die Begleitung des Qualitätsentwicklungsprozesses des Schulmittagessens. Beim Brainstorming zum Qualitätsbegriff in Bezug auf das Mittagessen, wurde deutlich wie unterschiedlich „Qualität“ beim Mittagessen für die Teilnehmenden aussieht und wie viele Faktoren das letztendliche Erleben der alltäglichen Ess-Situation beeinflussen. Denn nicht nur der Geschmack der Gerichte spielt hier eine Rolle, sondern u. a. auch die Betreuung durch das pädagogische Personal, die Lautstärke im Raum oder die Gestaltung der Mensa. Dies eröffnet wiederum diverse Ansatzpunkte, um die Qualität an der eigenen Schule weiterzuentwickeln.
Doch natürlich ist die Speisengestaltung ein zentraler Aspekt für die Akzeptanz des Schulmittagessens. Dabei geht es häufig weniger um die tatsächliche Qualität der Lebensmittel und viel mehr um die Ablehnung von Unbekanntem. Dieser Art von geringer Akzeptanz kann jedoch mit einer Verzahnung von Ernährungsbildung im Unterricht oder der ergänzenden Betreuung und dem Schulmittagessen begegnet werden.
Ernährungsbildung ist gleichermaßen Sinnes- und Sprachbildung und senkt die Hemmschwelle, wenn es darum geht ein neues Lebensmittel auszuprobieren. Erlebte Selbstwirksamkeit beispielsweise bei der Verarbeitung von Lebensmitteln steigert die Lust und Neugier aufs Essen. Auch die Handreichung Mittagessensausschüsse bietet Instrumente für Schüler:innen für die o.g. Verzahnung, die auch außerhalb des MEA genutzt werden können:
• „Check Sensorik“ zur Beurteilung einzelner Komponenten des Mittagessens in Bezug auf Aussehen, Geschmack, Mundgefühl und Gewürze (hierzu bietet die Vernetzungsstelle im Herbst eine weitere Schulung an)
• „Check Leistungsbeschaffenheit“ zur Beschäftigung mit der Lebensmittelgruppe Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln sowie dem Thema Bio-Produkte
Im letzten Teil der Schulung wurden Handlungsmöglichkeiten bei Unzufriedenheit in Bezug auf das Schulmittagessen aufgezeigt. Hierbei sollte die Kommunikation mit dem Anbieter immer an erster Stelle stehen. Diese sollte durch eine detaillierte Dokumentation gestützt werden, welche zudem die Möglichkeit eröffnet, unspezifische Unzufriedenheiten zu konkretisieren, um so ein konstruktives Feedback geben zu können. Zudem wurde besprochen, wie Unzufriedenheiten von Mängeln, welche einer Vertragsverletzung gleichkommen, getrennt werden können.
Obwohl es sich um eine Grundlagenschulung handelte, befanden sich auch langjährige MEA-Mitglieder unter den Teilnehmer:innen, welche die Schulung mit ihren Erfahrungen bereicherten. Auf die Frage, ob mithilfe dieses Gremiums tatsächlich etwas bewirkt werden kann, antworteten gleich mehrere Teilnehmer:innen mit einem einstimmigen „Ja!“. Der Aufwand als Vorleistung lohne sich, wenn man strukturiert arbeite und offen in das Gespräch mit dem Anbieter gehe.
Weitere Informationen
Handreichung "Mittagessensausschüsse" (Primarstufe) (PDF 1,9 MB), Stand Oktober 2023
Musterausschreibungsunterlagen für das Schulmittagessen in der Primarstufe
"Check Sensorik" - Anleitung u. Informationen inkl. aller Checklisten (PDF 300 KB)
"Check Leistungsbeschaffenheit" – Anleitung u. Infos inkl. aller Checklisten (PDF 263 KB)