Direkt zum Seiteninhalt Zur Hauptnavigation Zur Wurzelnavigation

Kita Grabbe-Kogge

Mahlzeiten als gelingende Ernährungsbildungssituation - ohne Störung!

Die Kita Grabbekogge befindet sich im Herzen des Berliner Stadtteils Pankow – Niederschönhausen. Seit 2016 nimmt sie am Berliner Landesprogramm für die gute gesunde Kita (LggK) teil. Seit dieser Zeit konnten bereits qualitätsbasierte Maßnahmen in verschiedenen Bereichen des Kita-Alltags umgesetzt werden. Kitaleitung Frau Ines Zyska-Fahnauer und Qualitätsbeauftrage Frau Anja Sterzenbach nahmen sich trotz der momentanen Corona-Pandemie bedingten Ausnahmesituation Zeit, um von ihren sehr guten Erfahrungen mit ihrem Modell der Mahlzeitengestaltung und den angestrebten Ernährungsbildungszielen in der Kita Grabbekogge zu berichten.

Im Kita-Alltag wird in "offener Arbeit" nach dem Situationsansatz gearbeitet. Alle Entscheidungen und Maßnahmen den Kita-Alltag betreffend werden partizipativ gestaltet. Für Kitaleitung und Träger ist es da nur konsequent dieses in allen Bereichen umzusetzen, so auch beim Thema Ernährung. Denn gerade diesem sowie den Ess- und Ernährungsbedürfnissen der Kinder wird meist nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Hier bieten sich jedoch sehr viele Möglichkeiten, gute Entwicklungsarbeit in der Kita zu leisten.

Maßnahme und Konzept
Ausschlaggebend für die Weiterentwicklung im Bereich Essen und Trinken war eine frühere Befragung im Kita-Team. Die Erzieher*innen schätzten die damalige Mittags-Mahlzeitensituation als „eine eher schwierige Situation mit viel Unruhe und Störung“ ein. Daraufhin erfolgte eine Analyse, welche weitergehend als Maßnahme in den Lggk-Zielen mit:
"Wir leben einen förderliche Ernährung, die geprägt ist durch sinnliches Erleben, Genuss, Gefühl, Austausch, Rituale und Bildung" festgeschrieben wurde.

Die Qualitätsbeauftragte entwickelte in enger Zusammenarbeit mit der Kitaleitung, dem Team und den Kindern ein Standard-Konzept für das in der Kita gelebte Ernährungs- und Mahlzeitengeschehen.
Bestätigt in ihrer Arbeit wurde die Kitaleitung auch durch ihre Teilnahme an einer Kita-Trägerwerkstatt im Rahmen des LggK, welche von der Vernetzungsstelle Berlin im September 2020 veranstaltet wurde. Mit dem Thema: „Mahl-Zeiten bewusst als Bildungs-Zeit gestalten – ein Gelingens Faktor für eine nachhaltige Ernährungsbildung in der Kita" wurden noch zusätzlich Impulse für das hauseigene Konzept gesetzt.

An diesem dauerhaften Prozess hin zu einer bedürfnisorientierten Mahlzeitengestaltung, die nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern auch einem Austausch für Bildungsanlässe im Alltäglichen dient, arbeiten Kitaleitung und Qualitätsbeauftrage sehr intensiv und nachhaltig. Sie vertreten den Standpunkt, dass Essen und Mahlzeiten ein soziales Ereignis sind, ein Bildungsort, der aktiv als "Lernen im Alltäglichen" für die Förderung verschiedener Kompetenzen der Kinder, unter anderem Selbstwirksamkeit, genutzt werden sollte.

Das Kita-Restaurant als zentraler Ort für Nahrung und Bildung
Für die praktische Umsetzung des Konzeptes war es Kitaleitung und der Qualitätsbeauftragten wichtig, dass das gesamte Kita-Team eine grundlegende Haltung zur (neuen) Mahlzeitengestaltung hat und entwickelt.

Während der Mittags-Mahlzeit soll dafür immer eine pädagogische Fachkraft mit am Tisch der Kinder im hauseigenen Restaurant sitzen, die ganz und gar für die Kinder da ist.
Wichtig ist die Mahlzeit mit Ruhe zu gestalten. Um das zu unterstützen wird das Essen von den Hauswirtschaftskräften verteilt. Für das vorherige Eindecken und anschließende Reinigen der Tische sind die Kinder jedoch selbst zuständig.
Die pädagogische Fachkraft ist den Kindern während der Mahlzeit eine Vorbildfunktion bezüglich Essverhalten, Ruhe und Genuss.
Als zweiter Grundsatz, der im Konzept verankert ist, wird das responsive Verhalten der Kinder während der Mahlzeit unterstützt. Im besten Fall kann so ein gutes Tischgespräch entstehen. Dabei setzt die pädagogische Fachkraft während der Mahlzeit Bildungsimpulse. Sie gibt den Rahmen vor, der dann von den Kindern bereitwillig gefüllt wird. Das Thema Essen wird bewusst einbezogen, es können aber auch andere Themen besprochen werden. Diese Gestaltung der Mahlzeit durch Kinder und pädagogische Fachkräfte wirkt sich untereinander positiv auf den Beziehungsaufbau aus.

Alle Mahlzeiten werden bewusst von anderen Situationen wie z.B. Hol- und Bringe Situationen, abgetrennt. So haben die Kinder die nötige Zeit und Ruhe, um einem ihrer Grundbedürfnisse, dem Essen, nachzugehen.

Generell ist das Restaurant der zentrale Ort der Mahlzeitenaufnahme für die Kinder des Elementarbereichs (Ü3). Die Kinder des U3-Bereichs nehmen ihre Mahlzeiten in einem kleinen Restaurant im Erdgeschoss ein. Die Funktion des Restaurant-Raumes wird allen Kindern bewusst gemacht.

Dem Situationsansatz folgend, wird sehr auf die Selbstständigkeit und Partizipation der Kinder Wert gelegt. Bezogen auf das Mahlzeitengeschehen können sie mithilfe eines ausgeklügelten Systems jederzeit sehen, wann sie im Restaurant zu Mittag essen können. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, sich den Speiseplan des Tages im Eingangsbereich mittels eines akustischen Geräts anzuhören.

Mithilfe von Ritualen, die sie während der Mahlzeiten begleiten (z.B. Tischsprüche, Eindecken des Platzes, Abräumen des eigenen Essplatzes), erleben die Kinder in diesen Prozessen eine hohe Selbstwirksamkeit, erklärte Kitaleitung Frau Zyska-Fahnauer.

Weitere Ernährungsbildungskonzept-Bausteine
Im Konzept finden sich auch verschiedene weitere Maßnahmen, für die alltägliche Ernährungsbildung der Kinder. So werden z.B. die Zwischenmahlzeiten z. T. mit den Kindern vorbereitet. Beim „Schnippeln von Obst und Gemüse“ können so auch die natürlichen Abläufe der Nahrungsmittelzubereitung und der Umgang mit Küchengeräten praktisch erlernt werden. Die Kinder sind jederzeit mit Feuereifer dabei.

Es gibt auch eine regelmäßig stattfindende Koch-AG. Hier wählen Kinder und pädagogische Fachkräfte gemeinsam Rezepte mit interkulturellem Fokus aus. Dann wird gemeinsam eingekauft gekocht und gegessen.

Ergänzend werden Ausflüge zur nahen Bäckerei und zum nahegelegenen Kinderbauernhof eingeplant. Dabei dreht es sich um die Erforschung verschiedener Fragen, z.B.: "Wie entsteht ein Brot?" oder "Wo kommt mein Essen her?“. Auch der Einkauf zu bestimmten Anlässen wird in den Kita-Alltag der Kinder integriert und im Garten ein "Naschgarten" gemeinsam mit den Kindern angelegt.

Das Konzept zur Ernährungsbildung allgemein und der Mahlzeitengestaltung im Besonderen überzeugen nicht nur das eigene Team und die Kinder. Jeder für sich empfindet die neu geschaffene Esssituation als sehr angenehm, ruhiger oder "einfach schön".
Auch die Eltern geben dahingehend Rückmeldung, dass sie die positiven Auswirkungen dieser Änderung spüren. Für sie sind zukünftig regelmäßige Elternabende zu einzelnen Aspekten des Konzeptes geplant.

Essen bei Eingewöhnung der Kinder
Abschließend war es der Kitaleitung Frau Zyska-Fahnauer und der Qualitätsbeauftragten Frau Sterzenbach noch sehr wichtig, auf einen Baustein innerhalb des Konzeptes hinzuweisen: das Essen bei der Eingewöhnung neuer Kinder in der Kita.
Hierbei wurde allen Kita -Mitarbeiterinnen bewusst, welch sensibler Bereich das Essen für Kinder ist, die in eine neue Lern- und Essumgebung kommen. Anhand einer Situationsanalyse wurden Grundlagen für eine dem Leitsatz der Kita förderliche Umgebung auch in diesem Gebiet geschaffen. Anhand von Leitfragen (z.B. "Welche individuelle Speisekarte hat das Kind?", "In welcher Umgebung hat das Kind bisher gegessen?") wird das Essen behutsam an die bestehenden Familienstrukturen angeknüpft und das Kind vorsichtig in den Kita-Alltag integriert. Auch "Ankerlebensmittel" können als Hilfestellung für den Übergang eingesetzt werden.

Weiterführung der guten Ernährungsbildungspraxis
Kitaleitung und Qualitätsbeauftrage sind sich einig, dass alle diese kleinen und großen Maßnahmen, die fortlaufend auch evaluiert werden, wichtig sind, um den ihnen anvertrauten Kindern einen sehr guten Start in die individuellen Ess-Biographien zu geben.

Dafür werden die gut strukturierten Prozesse weitergeführt, aber auch verschiedene Dinge ausprobiert und geschaut, was sich in Zukunft gut in das Konzept integrieren und mit allen Beteiligten gut umsetzen lässt.

Wir wünschen dem Team der Kita Grabbekogge bei all ihren weiteren Vorhaben viel Erfolg und alles Gute!

 

Kita Grabbe-Kogge
  • Träger: casa bambini GmbH
  • Kinder > 3 Jahre: 37
  • Kinder < 3 Jahre: 60
  • Frühstück und Vesper wird mitgebracht
  • Mittagessen erfolgt über externen Caterer und wird im kitaeigenen Restaurant serviert
  • mobile Esswerkstatt vorhanden
  • Internetseite Kita Grabbe-Kogge