Die Ansprüche an eine schulische Verpflegung sind klar: das Mittagessen sollte ausgewogen, gesundheitsfördernd und gleichzeitig schmackhaft und attraktiv sein, um jugendliche Tischgäste zu überzeugen. Doch fehlendes Anbieterinteresse infolge einer geringen Beteiligung am Mittagessen durch die Schüler:innen ist nach wie vor eine Herausforderung an vielen weiterführenden Schulen. Wie kann die Akzeptanz des Mittagessens gesteigert und somit diese Hürde überwunden werden?
Um all diesen Fragen nachzugehen, lud die Vernetzungsstelle Schulleitungen in Zusammenarbeit mit der Serviceagentur Ganztag Berlin (SAG), alle Vertreter:innen, die am Schulmittagessen beteiligt sind sowie Mitarbeiter:innen der bezirklichen Schulämter, zur diesjährigen Informations-veranstaltung „Appetit auf mehr? Akzeptanzsteigerung beim Verpflegungsangebot an weiterführenden Schulen“ ein.
Am 12.10.2023 diskutierten in einem digitalen Format 34 Teilnehmende; davon ein Drittel Lehrer:innen und fast die Hälfte Elternvertreter:innen; über diese Themen und tauschten sich konstrutkiv dazu aus.
Die Begrüßung übernahm Sabine Schulz Greve als scheidende Leitung der Vernetzungsstelle und stellte dem anwesenden Publikum ihre Nachfolgerin Manuela Sorg vor.
Den thematischen Einstieg bildete der Input von Elaine Voigt, Mitarbeiterin der Vernetzungsstelle. Sie stellte Gelingensfaktoren zur Etablierung eines warmen, vollwertigen Mittagsangebotes dar und gab Impulse zu niedrigschwelligen Maßnahmen, um das Mittagessen Schulen mit bestehendem Angebot zu steigern.
Welche Möglichkeiten hat die Schule, sich für einen Anbieter attraktiver zu machen? Bei welchen Ideen ist der Schulträger gefragt? Es gibt einige Hebel, welche von den Beteiligten genutzt werden können. Beispielsweise die Gestaltung einer einladenden Mensa durch Arbeitsgemeinschaften oder im Rahmen des Kunstunterrichtes, kann zu einer gesteigerten Akzeptanz der Jugendlichen beitragen. Aber auch Zufriedenheitsabfragen durch den Caterer oder die Schule lassen mehr Beteiligung am Angebot zu.
Im Austausch mit den Teilnehmenden zeigte sich, dass Befragungen an fast allen Schulen bereits durchgeführt wurden. Die Teilnehmenden berichteten von erfolgreichen Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit dem ansässigen Anbieter zu einer real gesteigerten Zahl an Essenden geführt hat. Wer Inspirationen zur Fragengestaltung und Durchführung von Zufriedenheitsbefragungen sucht, kann als Einstieg u.a. die Materialien der Vernetzungsstelle Bayern nutzen.
Der besondere Fokus im diesjährigen Format lag auf den Potenzialen von Schüler:innenfirmen, als Mittel zur gesteigerten Akzeptanz des Verpflegungsangebotes. Dazu bot die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, vertreten durch Julia Jama, Informationen zu Rahmenbedingungen von Schüler:innenfirmen im Allgemeinen und Lebensmittel verarbeitenden im Speziellen.
Von der Theorie ging es anschließend in die Praxis: Oliver Rybniker stellte mit zwei Schüler:innen die „Veggie Bomb“ der Fritz-Karsen-Schule vor. Die integrierte Sekundarschule (ISS) bietet die Schüler:innenfirma seit 2020 jahrgangsübergreifend an. Hier wurde deutlich, dass dieses Format mehr kann, als nur den Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln: Die Schüler:innen befassten sich zusätzlich mit ihrer eigenen Ess-Biografie, der Kalkulation des Einkaufs, Nachhaltigkeit und der Entwicklung eines Firmenlogos. Der Stolz der anwesenden Schüler:innen über die geleisteten Entwicklungen war spürbar. Diesen praktischen Bericht bewerteten auch die Teilnehmenden als besonders gewinnbringend für die Veranstaltung.
Ein weiteres gelungenes Beispiel ist die Snackbar an der Schillerschule, ebenfalls eine ISS, welche Christiane Pöschk, Mitarbeiterin der Vernetzungsstelle, in freundlicher Genehmigung der Schillerschule portraitierte. Die Schüler:innenfirma besteht aus wechselnden Gruppenmitgliedern der 8. und 9. Klasse und stellt die Zwischenverpflegung der Schule. Zum festen Angebot von belegten Brötchen und Brezeln, können die Schüler:innen sich mit eigenen Ideen und Rezepten einbringen. Im 9. Schuljahr wird das Thema theoretisch in den WAT-Unterricht eingebettet.
Im letzten Teil der Schulung gab es die Möglichkeit, Fragen an die Referent:innen zu stellen. Da auch Mitarbeiter:innen der bezirklichen Schulämter eingeladen waren, beantwortete Melanie Janik aus dem Bezirk Treptow-Köpenick Fragen zum Thema Hygiene und rechtlichen Rahmenbedingungen für Schüler:innenfirmen und das Mittagessen allgemein. An dieser Stelle verdeutlichten sich die Bedarfe der Schulen: sie wünschen sich mehr Informationen und Austausch zum Thema Verpflegung und den Mittagessenausschüssen.
Wir als Vernetzungsstelle bedanken uns herzlich bei den Referent:innen und ganz besonders bei den Schulen, für ihre Zeit und das Engagement sowie den interessierten Teilnehmenden für den interessanten und konstruktiven Diskurs.
Weitere Informationen
Präsentation: "Möglichkeiten & Gelingensfaktoren zur gesteigerten Akzeptanz der Mittagsverpflegung" (PDF 1MB)
- Elaine Voigt, Vernetzungsstelle Schule Berlin -
Präsentation: "Schüler:innenfirmen und Schulverpflegung" (PDF 314 KB)
- Julia Jama, Berliner Schüler Unternehmen, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gGmbH -
Präsentation: "Vorstellung Schüler*innenfirma Fritz-Karsen-Schule" (PDF 780 KB)
- Oliver Rybniker, Fritz-Karsen-Schule -
Präsentation: Vorstellung Schüler*innenfirma Schule am Schillerpark (PDF 442 KB) - Frau Bakan, Schule am Schillerpark und Christiane Pöschk, Vernetzungsstelle Schule Berlin -
Medien und Link-Sammlung (PDF 128 KB)