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Bericht Kinderhaus Tom Sawyer

Frau Stahl und Frau Deckman

Frau Deckman ist stellvertretende Kitaleiterin im Kinderhaus Tom Sawyer
Frau Stahl ist Erzieherin und verantwortlich für das Ernährungsprojekt im Kinderhaus Tom Sawyer

Die bilinguale Kita „Tom Sawyer“ liegt am gleichnamigen Weg in Berlin Dahlem. Schon beim Betreten der Kita sticht einem die große aus Holz gebastelte Kochmütze, auf der der wöchentliche Speisenplan hängt, ins Auge.

„Transparenz ist uns ein großes Anliegen“

Frau Deckman, die stellvertretende Leitung der Kita sagt: „Transparenz ist uns ein großes Anliegen. Wir möchten, dass die Eltern immer informiert sind.“ Der Speisenplan sowie das kitainterne Ernährungskonzept hängen für alle gut sichtbar im Eingangsbereich.

Im Rahmen der Teilnahme im Landesprogramm gute gesunde Kita und angestoßen durch eine Veranstaltung der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin und dem Landeselternausschuss Kita zur Studie der HAW Hamburg „Is(s)t Kita gut?“,  entwickelten Küchenchef Vladimir Lang und Erzieherin Ellen Stahl die hölzerne Kochmütze im Eingangsbereich der Kita. Die Idee dahinter ist, dass die Kita mit den Eltern offen kommunizieren möchte. Auf der selbstgemachten Kochmütze gibt es  Informationen wie z.B.: Was gibt es zum Frühstück/Snack? Was bezwecken wir damit und was sind unsere Ziele? Da die Eltern einen zusätzlichen monatlichen Betrag in Höhe von 19 € zu ihrer regulären Kostenbeteiligung von 23 € bezahlen, möchte die Kita den Eltern durch diese Informationen transparent machen, für welche Posten die Beträge anfallen. Auf die Wünsche der Eltern, nicht nur beim Essen, wird soweit wie möglich eingegangen. Das Verhältnis zwischen Kita und Eltern ist sehr gut, auch weil die Wünsche und Anliegen der Eltern sehr ernst genommen werden. Durch regelmäßige Elternabende findet ein steter Austausch statt.

Partizipation wird in der Kita Toms Sawyer groß geschrieben.

Dem gesamten Team war es wichtig, ein Verpflegungsangebot in der Kita zu etablieren, dass eine gesundheitsförderliche Ernährung ermöglicht, Identifikation schafft und auch die Esskultur der Kinder positiv beeinflusst. Dafür wurde ein Konzept erarbeitet, das die Kinder aktiv in die Speiseplangestaltung miteinbezieht: eine Ernährungspyramide aus Karton (Foto) wurde gebastelt, eine großer Tafel für den Wochenspeiseplan wurde angeschafft und zu den einzelnen Grundzutaten wurden Fotos gemacht. Mit dem Konzept möchte die Kita einen Beitrag zur Ausprägung eines gesundheitsförderlichen Ernährungsstils leisten. Der Wunsch der Kita ist, dass die Kinder selbständig werden. Darunter verstehen die ErzieherInnen, dass die Kinder frühzeitig selbständig essen können und selbständig entscheiden können, wann und wieviel sie essen möchten.

„Wir hinterfragen die Umsetzung des Konzepts regelmäßig und nehmen bei Bedarf Anpassungen vor“

Im vergangenen Jahr durften die Kinder des Kinderhauses Tom Sawyer den Speisenplan mit Hilfe der selbstgebastelten Ernährungspyramide bestimmen. Dies hat sowohl den Kindern als auch den Pädagogen/-innen viel Spaß gemacht. Die Speisenplangestaltung muss intensiv begleitet werden. Die Erfahrung der Kita ist, dass mit der Zeit ein „Ermüdungseffekt“ eintritt und der Speisenplan eintöniger wird. Deshalb steuerte die Kita nach, indem sie sich für einen Wechsel der Speisenplangestaltung mit den Kindern und Speisenplangestaltung durch den Küchenchef, jeweils für ein halbes Jahr, entschieden hat. Auf diese Weise lernen die Kinder immer wieder neue Gerichte kennen. Herr Lang, der beliebte Küchenchef der Kita, leistet einen wertvollen Beitrag zur Ernährungsbildung, der sich auch außerhalb der Kita in den Familien der Kinder fortsetzt. Ab Februar 2016 wird der Speisenplan immer von einer bestimmten Gruppe, welche in der Kita nach den Kontinenten aufgeteilt sind, für eine ganze Woche geschrieben.

 „Ein gesundheitsförderliches Angebot – eine schöne Esskultur“

Frau Ellen Stahl ist es wichtig, dass in der Kita so wenig Zucker wie möglich eingesetzt wird. Die Küchenmannschaft rund um Küchenchef Vladimir Lang richtet die Speisen liebevoll an und bereitet die Speisen kindgerecht zu. Des Weiteren ist es Frau Stahl ein großes Anliegen, die Kinder selbst entscheiden zu lassen und dass sie ein gesundes Verhältnis zum Essen bekommen. Beim Essen in der Kita soll das soziale Miteinander nicht zu kurz kommen.

Qualitätsentwicklung hat Effekte

In der Kita werden auch gerne Geschmacksexperimente durchgeführt. Frau Stahl erzählte: “Fast alle Kinder haben rohe Zwiebeln gegessen“. Auf die Frage, wie eine Zwiebel aussieht, wenn man sie schält, kamen laut Frau Stahl die ulkigsten Antworten.
Im kitaeigenen Garten stehen Hochbeete (Foto) zur Verfügung, die von den Kindern gepflegt werden. Darüber hinaus kaufen die Kinder öfter gemeinsam auf dem Markt ein und kochen und backen in der Übungsküche der Kita.

Nicht nur die Kinder lernen in der Kita, sondern auch die Eltern lernen mit den Kindern immer wieder dazu. Als Beispiel nannte uns Frau Stahl, dass  Eltern und Kinder im Zuge der Bewirtschaftung der Hochbeete gelernt haben, warum man leere Plastikflaschen mit Wasser gefüllt kopfüber ohne Schraubverschluss in die Erde der Beete steckt: Damit am Wochenende, auch im Hochsommer die Pflanzen genügend Wasser zur Verfügung haben! Des Weiteren sieht Frau Stahl den Erfolg der Qualitätsentwicklung der Kita in der Entwicklung der Kinder. Sie lernen, Essen zu benennen, sie lernen anhand der Ernährungspyramide, was gut und was weniger gut für sie ist und sie beziehen die Eltern aktiv in ihren Kita-Alltag ein.

Zeit - ein Stolperstein am Weg

Frau Deckman und Frau Stahl sehen eine große Herausforderung darin, immer wieder das ganze Kita-Team an dem Qualitätsentwicklungsprozess zu beteiligen. Die Erfahrung ist, dass die partizipative Speisenplangestaltung meist Spaß macht, aber bei Zeitdruck auch als reine Pflichterfüllung empfunden wird.

Wünsche für die Zukunft

Die Kita wünscht sich, mehr regionale Produkte für die Zubereitung der Speisen einzusetzen. Außerdem ist ein großer Wunsch, ganz auf die Bio-Verpflegung umzusteigen. Dies wäre laut Küchenchef allerdings mit Mehrkosten verbunden. Daher ist derKita klar, dass dies nur gemeinsam mit den Eltern umgesetzt werden kann.

Wir wünschen dem Kinderhaus Tom Sawyer weiterhin so viel Enthusiasmus bei der Umsetzung und bedanken uns recht herzlich für das Interview. Dass das Essen sehr gut schmeckt, können wir nur bestätigen. Vielen Dank auch an das Küchenteam für die Kostprobe des Mittagessens.

Bericht Kinderhaus Tom Sawyer - Bilder

Kinderhaus Tom Sawyer
  • Kinderhaus Tom Sawyer, Dahlem, bilingual (deutsch-englisch)
  • Träger: Unionhilfswerk Sozialeinrichtungen gGmbH
  • Anzahl der Pädagogen/-innen: 29 (davon einige in Ausbildung)
  • Insgesamt ca. 106 Kinder davon 26 Kinder in 2 Krippengruppen und 7 Kinder <1 Jahr
  • Die Kita ist selbstkochend
    Internetseite Kinderhaus Tom Sawyer