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Fachtag „Ernährung und Ernährungsbildung in Kindertagesstätten – Essen und Trinken in der guten gesunden Kita“

Am 30. November 2012 konnten sich Kita-Träger, Kita-Leitungen, pädagogische Fachkräfte und Küchenfachkräfte aus Berliner Kindertagesstätten über die Bedeutung und die Möglichkeiten einer gesunden Ernährung im Elementarbereich informieren. Sabine Schulz-Greve, Leiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin, begrüßte die mehr als 150 Teilnehmer in der Werkstatt der Kulturen.

Annette Hautumm-Grünberg von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft eröffnete die Vortragsrunde mit einem Grußwort, in dem sie die Bedeutung von qualitativ hochwertiger Ernährung in den Kitas unterstrich. Kinder besuchten zunehmend früher und länger Kitas und könnten dort wichtige Kompetenzen im Bereich Ernährung erwerben. Zudem könne man das Thema „Essen und Trinken“ mit weiteren Bildungsbereichen verknüpfen. Die Beteiligten des Landesprogramms Kitas bewegen – Für die gute gesunde Kita sowie die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung bedienten dabei die Aspekte der Struktur- und Prozessqualität. Erfahrungen, die man diesbezüglich in der Modellphase des Programms gemacht habe, seien bereits in die aktuelle Umsetzungsphase eingeflossen.

Werner Mall, Bereichsleiter Prävention der AOK Nordost, sprach in seinem anschließenden Grußwort über die Chancen von Kitas im Bereich Gesundheitsprävention. Mittlerweile könne eine  längere Lebensdauer nicht mehr allein durch die Verbesserung der medizinischen Versorgung gewährleistet werden, sondern jede/r müsse selbst etwas für seine oder ihre Gesundheit tun. In diesem kulturellen Umbruch hätten die Kitas großen Einfluss – zum einen auf die Kinder selbst, aber auch auf die Familien, denn: „Vieles von dem, was sie bei Ihnen lernen und hören, bringen sie mit nach Hause“, so Mall.

Als nächstes stellte Dr. Margrit Bölts, Leiterin des Referats für Gemeinschaftsverpflegung und Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., den aktuellen DGE-Standard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder vor. Sie stellte zunächst heraus, dass es nicht darum gehe, Lebensmittel zu verbieten, sondern darum, dass eine gesunde Lebensmittelauswahl angeboten werde. Sie erläuterte die vier Qualitätsbereiche Lebensmittel, Speiseplanung, Nährstoffe und Lebenswelt, die im Zusammenhang mit gesunder Ernährung in Kitas Beachtung finden müssten, betonte aber auch: „Wie Sie das umsetzen, ist Ihnen überlassen.“ Wichtig sei es, in der Kita sowohl auf der Ebene der Verhältnisprävention anhand des DGE-Standards als auch auf der Ebene der Verhaltensprävention zu arbeiten, ohne dies jedoch dogmatisch oder in einem „Extrabereich“ abzuhandeln.

Sandra Tobehn von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin sprach im Anschluss über das Kooperationsprojekt „Essen und Trinken in der guten gesunden Kita“, aus dem ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung für Kitas entstanden ist. Im Handlungsfeld Ernährungsbildung gebe es bislang keine allgemein anerkannten Qualitätsstandards wie den DGE-Qualitätsstandard für die Ernährungsphysiologie. Umso wichtiger sei es, bleibende Strukturen zu schaffen, um die Qualität des Ernährungsangebots als Teil der Ernährungsbildung dauerhaft und ganzheitlich zu verbessern. Als Beispiel gelungener Praxis guter Kommunikation und Ernährungsbildung für Kinder und Eltern nannte sie die Installation einer Vitrine in einer der beteiligten Kitas, in der täglich die Rohzutaten des Mittagessens ausgestellt werden und die somit eine gute Gesprächsgrundlage für alle Akteure in der Kita bildet. Sie dankte außerdem den Projektkitas, ohne die die Entwicklung des Leitfadens nicht möglich gewesen wäre.

An der darauf folgenden Podiumsdiskussion beteiligten sich neben Herrn Mall Ute Gracia und Ute Ullmann, die als Leiterin bzw. Erzieherin in der Projekt-Kita Ramlerstraße tätig sind, sowie Bernd Schwarz, stellvertretender Vorsitzender des Landeselternausschusses der Berliner Kindertagesstätten.
Diskutiert wurde unter anderem über die teilweise schwierige Kommunikation mit den Eltern, wobei Herr Schwarz gleichzeitig betonte, dass Eltern bei der Auswahl einer Kita stark darauf achteten, ob und wie dort gekocht werde. Wunschvorstellung der meisten Eltern: es wird frisch vor Ort gekocht. Frau Dr. Bölts, DGE, betonte auf Rückfrage, dass grundsätzlich mit jedem Verpflegungssystem eine ausgewogene Ernährung möglich sei, was aus dem Publikum bestätigt wurde. Es komme dabei auf die enge Kommunikation zwischen Kitaleitung/Träger und Anbieter/Küchenkräfte an.
Ebenfalls aus dem Publikum wurde eine stärkere Zusammenarbeit von Köch/-innen und Erzieher/-innen gefordert. Her Mall hob die Bedeutung von Unterstützungsstrukturen und Netzwerken sowie die der Institutionalisierung von Strukturen, wie z.B. in Form des Landesprogramms Kitas bewegen – für die gute gesunde Kita, hervor.
In der abschließenden Visionsrunde formulierten die vier Teilnehmer/-innen der Podiumsdiskussion ihre Zielvorstellungen für den Stand in fünf Jahren. In der Vision von Herrn Mall sollten alle Kinder gesundes Essen und Trinken durch praktisches Tun kennen  lernen und die Kitas über alle vorhandenen Unterstützungsangebote informiert sein. Herr Schwarz wünschte sich eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, in der ein/e Erzieher/-in verantwortlich für die Kommunikation mit den Eltern sei. Frau Ullmann formulierte als Ziel, den derzeitigen Entwicklungsstand ihrer Kita auch bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten zu halten und Frau Gracia hoffte, dass in fünf Jahren alle Beteiligten den DGE-Standard mit Spaß und Selbstverständlichkeit umsetzen.
Im Namen der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung dankte Sabine Schulz-Greve abschließend für den engagierten Austausch, der auch im neuen Jahr fortgesetzt werden soll.

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