Zunächst hatten alle Teilnehmenden die Chance, sich kurz vorzustellen und ihr individuelles Interesse und den themenbezogenen Beratungsbedarf ihrer Kitas darzulegen. Die Motivation, sich mit Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten auseinanderzusetzen, rührt einerseits daher, dass der Eindruck bei pädagogischen Fachkräften und Küchenleitungen besteht, dass Allergien und Unverträglichkeiten bei den betreuten Kindern zunehmen, andererseits teilweise keine Handlungssicherheit beim Kita-Personal besteht, wenn es beispielsweise um eine adäquate Reaktion bei einem allergischen Schock eines Kindes geht.
Außerdem wünschten sich die Teilnehmenden klare Empfehlungen für Vereinbarungen zwischen Eltern und Kita und zwar bezüglich des Speisenangebots der Kita, aber auch zu den Speisen, die von zu Hause mitgebracht werden.
Frau Thienel,Referentin des Netzwerks Junge Familie, begann ihren Impulsvortrag mit den Grundlagen von Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten. Beides muss klar voneinander abgegrenzt werden. Bei einer Allergie ist immer das Immunsystem beteiligt und sie beruht bezüglich des Allergens auf einer Antigen-Antikörper-Reaktion. Eine Allergie kann im Gegensatz zur Unverträglichkeit akut lebensbedrohlich sein, weshalb gewisse Kenntnisse für den Notfall unbedingt notwendig sind. Interessanterweise werden sowohl Allergien als auch Unverträglichkeiten wesentlich häufiger von Eltern vermutet als sie tatsächlich vorkommen.
Frau Thienel sagte ausdrücklich, dass beim Vorhandensein von Allergien bei Kindern den Kitas und Küchen bzw. Essensanbietern ein ärztliches Attest vorliegen muss, andernfalls besteht keine Pflicht, auf Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten einzugehen. Eine Bescheinigung eines Heilpraktikers sei ihrer Meinung nach nicht ausreichend für Kitas.
Sie riet weiterhin dazu, den Eltern nahezulegen, den Test auf Allergien nach spätestens zwei Jahren zu wiederholen, da viele Kinder bis zu ihrem Schuleintritt ihre Allergien verlieren, also eine Toleranz gegenüber dem Allergen entwickeln. Dies kommt insbesondere bei der Kuhmilcheiweißallergie häufig vor.
Für den richtigen Umgang mit betroffenen Kindern sind die enge Abstimmung und Vereinbarungen mit den Eltern, z.B. bezüglich Speisen bei Kita-Festen, wichtig.
Im Kita-Team sollte es einen „Allergie-Experten“ geben, der sich gut auskennt, eventuell eine Fortbildung besucht hat und die Informationen an das Kita-Team weitergibt.
Nicht zu vergessen ist natürlich, dass das Wohl der Kinder im Mittelpunkt stehen sollte. Eine Übervorsicht kann sich negativ auswirken, daher sollte das Motto gelten: „So viel Vorsicht wie nötig und so viel „Normalität“ wie möglich“.
Frau Thienel endete mit der neuen LM-Kennzeichnungs-Verordnung für lose Ware, nach der die 14 häufigsten Allergene künftig gekennzeichnet werden müssen. Die Verordnung gilt also auch für die Gemeinschaftsverpflegung in der Kita und wird ab Mitte Dezember 2014 in Kraft treten. Die nationale Umsetzung ist derzeit noch nicht geklärt. Auch ob es eine Pflicht des Essensanbieters oder der Kita eigenen Küche (Mittags- und Zwischenverpflegung) zum Hinweis auf eventuell enthaltene „Spuren“ geben wird, steht noch nicht fest.
Die Teilnehmenden wünschen sich eine Schulung diesbezüglich, sobald klar ist, was sich konkret für die Praxis ändern wird.
Während und im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmenden Zeit, Ihre konkreten Fragen zu stellen und mit der Referentin und den anderen Teilnehmenden zu diskutieren.
Der Austausch in Kleingruppen diente dann dazu für die Kommunikation in Richtung der unterschiedlichen Akteursgruppen im Bezug auf das Thema Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.
Wenn es um die Partnerschaft mit den Eltern geht, ist vor allem Information der Eltern, Transparenz und Beratung gewünscht. Auch die aktive Beteiligung der Eltern bei der Erarbeitung bzw. Überprüfung des Ernährungskonzepts der Kita wird als wichtig erachtet, dabei sollte der Umgang mit Allergien und Unverträglichkeiten mitbedacht werden.
Im Zusammenhang mit der kitaeigenen Küche bzw. dem Essensanbieter sind ebenfalls verlässliche Kommunikationsstrukturen gefordert und empfohlen. Beispielsweise sollte die Küche rechtzeitig informiert werden, wenn Kinder fehlen und daher nicht am Essen teilnehmen.
Für die Kommunikation im Team wurde vorgetragen, dass Steckbriefe der Kinder mit Bildern hilfreich wären. Dies soll sicherstellen, dass bei Übergaben und Personalwechseln die Informationen nicht verloren, sondern weiterhin leicht zugänglich sind und direkt angewendet werden können. Auch sei es eine zentrale Aufgabe, die Kinder, nicht nur die von Allergien betroffenen, zu sensibilisieren und sie in einem guten sozialen Verhalten zu stärken, um Ausgrenzungen aufgrund des Vorhandenseins von Allergien und Unverträglichkeiten entgegenzuwirken.
Downloads:
Checkliste zur Abfrage von Lebensmittelunverträglichkeiten
Einverständniserklärung Medikamentenverabreichung