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"Unsere Kita - zuckerfreie Zone?“ Werkstatt für Kita-Träger und Leitungen

Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Süßem gelingen kann und welchen Stellenwert ein Verpflegungskonzept im Kita-Alltag haben sollte

Am 19.10.2022 hatte die Vernetzungsstelle Vertreter*innen von Berliner Kita-Trägern und -Leitungen im Landesprogramm für die gute gesunde Kita (LggK) zur digitalen Werkstatt mit dem Thema: „Unsere Kita - zuckerfreie Zone?“ Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Süßem gelingen kann und welchen Stellenwert ein Verpflegungskonzept im Kita-Alltag haben sollte, eingeladen.

Der Umgang mit Süßem wirft im Kita-Alltag in unterschiedlichen Bereichen immer wieder Fragen auf. Zur Handhabung bei Geburtstagen oder anderen Festen, dem Angebot von Süßspeisen im Rahmen der Mittagsverpflegung, zum Inhalt mitgebrachter Brotboxen aber auch zum Einsatz sogenannter „Kinder-Lebensmittel“ gibt es verschiede Auffassungen. Die Teilnehmer*innen bestätigten, dass diese Themen häufig Gegenstand kontroverser Diskussionen im Team bzw. auch in der Kommunikation mit den Eltern sind. Kinder mögen Süßes und auch jede*r Erwachsene hat dazu seine, von der eigenen Essbiographie stark geprägte Meinung. Dennoch verfolgen zumeist alle Beteiligten das Ziel, den Kindern eine ausgewogene und gesundheitsfördernde Ernährung anzubieten. Um dies gewährleisten zu können, sollten sie zusammenarbeiten und auf Augenhöhe kommunizieren, denn das Essen zu Hause und in der Kita sollten sich sinnvoll ergänzen.

Ziel der Veranstaltung war es, den Einrichtungen möglichst breit gefächerte und praxisnahe Tipps zur Unterstützung an die Hand zu geben und dafür konnten Expertinnen unterschiedlicher Fachgebiete als Gast-Referentinnen gewonnen werden.
Nach der Begrüßung durch Sabine Schulz-Greve und Ines Kretschmann von der Vernetzungsstelle machte Alexandra Prüß (Dipl. Ökotrophologin) den Auftakt mit ihrem Impulsvortrag: Schritt für Schritt zum Verpflegungskonzept – Nutzen, Stellenwert & praktische Umsetzung für Ihre Kita.
Sie zeigte auf wie wichtig es ist, dass jede Einrichtung eigene, klare Regelungen aufstellt und diese auch schriftlich festhält, z.B. in ihrem Verpflegungskonzept. Dieses kommuniziert nach innen und außen, dass die Verpflegung ein Qualitätsmerkmal der Einrichtung ist und stellt somit eine wertvolle Unterstützung im Alltag dar. So kann z.B. bei Fragen der Eltern immer auf eine gemeinsame Basis zurückgegriffen werden. Den Teilnehmenden wurde ausführlich erläutert, welche inhaltlichen Fragen berücksichtigt werden sollten und wie man in der Praxis Schritt für Schritt vorgeht. An den Beispielen „Geburtstagsfeier in der Kita und „Frühstücksboxen“ erfuhren sie auch, welche Unterstützungsinstrumente bei der Erstellung eines Konzeptes zusätzlich zur Verfügung stehen. Im Austausch der Teilnehmenden wurde deutlich, dass bisher nur in wenigen Einrichtungen ein Verpflegungskonzept nach den vorgestellten Kriterien existiert, jedoch die Vorteile klar auf der Hand liegen und hier ein wertvoller Anstoß gegeben wurde, dies in naher Zukunft anzugehen. Teilnehmende aus Kitas, in denen bereits ein Verpflegungskonzept existiert, bekräftigten eindrücklich die Vorteile in Punkten wie der sicheren, erleichterten Kommunikation mit den Eltern oder auch der Qualitätssicherung.

Im anschließenden Teil widmete sich Maike Nordmann (Diplom-Pädagogin) „den inneren Überzeugungen und Widerständen beim Thema Ernährung“ und der Frage bzw. dem Statement: "Schokolade macht glücklich!? Sie regte die Zuhörenden an darüber nachzudenken, was sie bei dem Gedanken an Süßes empfinden und wovon ihre persönliche Haltung beeinflusst wird. Es wurden emotionale Hürden bei Diskussionen und Entscheidungen rund um eine gesundheitsfördernde Ernährung bei allen Beteiligten beleuchtet und unter anderem empfohlen, z.B. das Verständnis von Süßigkeiten zu erweitern und die Kommunikation darüber zu verändern. Denn: auch natürliche Produkte können süß und lecker sein und es sollte nicht darum gehen, etwas zu verbieten, madig zu machen oder einzuschränken. Sie empfahl, den Kindern in der Kita ruhig weiterhin Süßes anzubieten – und dabei selbstverständlich auf ein Stück Banane, eine süße Beere oder eine Stück Khaki-Frucht zurückzugreifen.

Eine gesunde Haltung zu gesundheitsfördernder Ernährung zu entwickeln, dabei soziale, psychische und biologische Faktoren in der Balance zu halten sowie professionelle Aspekte zu berücksichtigen sei das Ziel. Es wurde nochmals verdeutlicht, dass die private Einstellung von der professionellen durchaus abweichen kann und wie wichtig es daher ist, sich der Vorbildwirkung im beruflichen Kontext bewusst zu sein. Ebenfalls ist es ein lohnender Ansatz, auch gegen innere Widerstände zu versuchen, eine bewusste Verhaltensänderung zu erzielen, indem man zuerst das Verhalten ändert. Die Umsetzung wird zeigen, dass es funktioniert und dadurch verändert sich die Bewertung und somit auch die innere Haltung.

Im sich anschließenden Austausch wurde erneut deutlich, dass es nicht darum geht, eine starre Position, z.B. der Einrichtung, zu verteidigen, sondern flexibel auf die Herausforderungen im Alltag zu reagieren, dabei jedoch von einer gesundheitsfördernden Basis aus zu agieren.

Im abschließenden Teil der Veranstaltung stellte Dr. Henrike Schönau (BZfE) einen digitalen Leitfaden als Unterstützungsangebot in Form eines PREZI-Tools zum Thema Umgang mit Süßigkeiten: "Vorsicht Zucker – Wie viel Süßes ist erlaubt?" vor. Darin werden Hintergrundwissen zum Thema Zucker vermittelt, wissenschaftliche Empfehlungen z.B. zum bewussten Naschen und dem richtigen Maß an Zucker gegeben und Wege aufgezeigt, diese in den Betreuungsalltag zu integrieren. Weiterhin werden häufig auftretende Fragen aus der Kita-Praxis beantwortet und auch nützliche Quellen zur weiteren Information und zum Nachlesen aufgeführt. Der Leitfaden kann sowohl zur individuellen Fortbildung von den pädagogischen Fachkräften als auch als Arbeitsgrundlage für Prozesse der Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen genutzt werden.

Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass „Süßes“ ein allgegenwärtiges Thema ist, mehrere, im Alltag immer wieder auftretende Fragen beantwortet werden konnten, es jedoch auch hier seitens der Teilnehmer*innen noch Vertiefungsbedarf gibt, den die Vernetzungsstelle in der Planung weiterer Veranstaltungen berücksichtigen wird. Das digitale Format wurde als vorteilhaft erwähnt.

Die Vernetzungsstelle bedankte sich herzlich bei allen Teilnehmenden und den Referentinnen für die informative Veranstaltung sowie den angeregten Austausch.

 

Weitere Informationen:

Übersicht aller Präsentationen, Informationen und Unterstützungsmaterialien der Kita-Träger-Werkstatt als Padlet

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