Direkt zum Seiteninhalt Zur Hauptnavigation Zur Wurzelnavigation

Fachtag „Nachhaltige Ernährung in der Ganztagsschule – mitbestimmen – mitgestalten“

Verbraucherbildung mit der regional-saisonalen Bio-Abokiste im Schuljahr 2021-22.
 

Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung e.V. hatte gemeinsam mit ihren beiden Projektpartnerinnen, Technische Universität Berlin (TUB), Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre (IBBA), Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft (B!NErLe), und Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V., am 19.05.2021 von 9:00 –12:30 Uhr zum digitalen Fachtag eingeladen, um interessierten Schulen Grundlagenwissen zu Nachhaltiger Ernährung zu vermitteln und über das beantragte IN FORM-Projekt 2021-22 und die Teilnahmevoraussetzungen für bis zu 20 Schulen zu informieren.

Sabine Schulz-Greve, Leiterin der Vernetzungsstelle, und ihre Kollegin Brigitte Schulz konnten insgesamt 38 Teilnehmer:innen begrüßen. Mit einem Impulsvortrag über die „Notwendigkeit Nachhaltiger Ernährung“ von Prof.`in Dr. Nina Langen, TUB, Leiterin des FG B!NErLe, wurde der Fachtag eröffnet. Nachdem sie die Dringlichkeit einer Nachhaltigen Ernährung anhand der klimawirksamen Emissionen bei der Herstellung, Vermarktung und Zubereitung von Lebensmitteln in Deutschland erläutert hatte, betonte Nina Langen, dass eine Nachhaltige Ernährung zwei Zielsetzungen impliziere: eine gesunde Ernährung sowie eine nachhaltige Lebensmittelproduktion. Eine planetarische gesunde Ernährung bedeute dabei nicht, dass jede:r die gleichen Gerichte essen sollte. Eine lokale Interpretation sei gewollt und solle Kultur, Geographie und Demographie der Bevölkerung und seinen Individuen widerspiegeln. Der Vortrag resümierte mit der Feststellung, dass Bildung für Nachhaltige Ernährung eine schulische Querschnittsaufgabe sei. Übergreifende Themen im Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg bieten Gelegenheit zur Planung und Gestaltung eigener Zukunft im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Herausforderungen. Folgende Themen, fasste Nina Langen zusammen, verankern Bildung für Nachhaltige Ernährung im Schulalltag: Gesundheitsförderung – Bewusstsein für gesundheitsfördernde Lebensweise, Nachhaltige Entwicklung / Lernen in globalen Zusammenhängen – Erlernen von sozialem, politischen, ökologischen und wirtschaftlichem Handeln, das Leben für alle lebenswert macht, und Verbraucherbildung – Förderung von verantwortungsbewusstem Verbrauchen.

Der nachfolgende Impulsvortrag von Stephanie Klein, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., über den „DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen – Empfehlungen für eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Verpflegung“ wurde umrahmt von zwei digitalen Umfragen an die Teilnehmenden, zur Einschätzung der Nachhaltigkeit des Verpflegungsangebots an ihren jeweiligen Schulen. Das zentrale Anliegen des DGE-Qualitätsstandards, erklärte Stephanie Klein, sei es, allen Kindern und Jugendlichen ein gesundheitsförderndes und nachhaltiges Verpflegungsangebot zu ermöglichen. Eine vollwertige Ernährung, führte sie aus, „liefert Energie und Nährstoffe in ausreichender Menge, beugt Überversorgung und Mangelernährung vor und ist abwechslungsreich und pflanzenbetont“. Da viele Lebensmittel einen enormen Fußabdruck im Hinblick auf Umwelt, Klima, soziale Aspekte und Tierschutz hinterlassen, sei es unabdingbar, Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit in Einklang miteinander zu bringen. Kriterien zur Gestaltung der Verpflegung in Schulen, zeigte Stephanie Klein auf, gliedern sich entlang der Prozesskette: Planung, Einkauf, Zubereitung, Ausgabe sowie Entsorgung und Reinigung. Schulverpflegung, so waren sich alle Teilnehmenden in der sich anschließenden Diskussion einig, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, mit großer Bedeutung für die Förderung von Gesundheit und Nachhaltigkeit.

In der zehnminütigen Pause wurde als Beispiel neuer medialer Zugänge zu Jugendlichen im Rahmen der Ernährungsbildung das Video zum Hip-Hop-Song „Pikante Muffins“ von Paul M. Denkhaus eingespielt, den die Vernetzungsstelle im IN FORM Projekt „Akzeptanz nachhaltiger Ernährung durch Verbraucherbildung“ 2020 mit der Vertonung von Schülerrezepten beauftragt hatte.  

Nach der kurzen Pause folgte der Impulsvortrag von Stephanie Grundmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der TUB, FG B!NErLe, zum Thema „Akzeptanz Nachhaltiger Ernährung – Verzahnung von Bildung und Schulverpflegung“. Der Paradigmenwechsel: „Bottom-up“ statt „Top-down“, referierte Stephanie Grundmann, gelinge durch die Förderung einer genussvollen und bedarfsgerechten Schulverpflegung und schulischen Esskultur und über die Akzeptanz nachhaltiger Ernährung durch fächerübergreifende Verbraucherbildung. Sie erläuterte dies beispielhaft anhand verschiedener Nutzungskonzepte der Gemüse-Obst-Abokiste im Rahmen fächerübergreifender Projekte wie „gesundes Frühstück“ in Kooperation mit den Fächern Biologie, Mathematik und Sport oder der Konzeption und Umsetzung von „Grundschultagen“ zum gemeinsamen nachhaltigen Kochen mit benachbarten Grundschulen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der fächerübergreifende Unterricht mit den regional-saisonalen Bio-Abokisten besonders „geeignet ist, um Aspekte nachhaltiger Ernährung im Bildungssetting Schule emotional erlebbar zu machen“, „Partizipationsprozesse anzuregen und zu gestalten“ sowie die „Kompetenzen für ein auf Nachhaltigkeit ausgelegten Leben anzubahnen“ erklärte Stephanie Grundmann überzeugend.

In 15-minütigen Breakout Sessions tauschten sich die Teilnehmenden des Fachtages daraufhin in Kleingruppen mit den vier Referent:innen, Nina Langen, Stephanie Klein, Stephanie Grundmann und Constantine Youett, zu der Leitfrage: „Wie steht es mit der Akzeptanz der Schulverpflegung und Verzahnung zwischen Bildung und Schulverpflegung an Ihrer Schule?“ aus. Diese kurze, aber intensive Diskussion wurde sehr positiv bewertet – einige hätten sich sogar einen längeren Austausch gewünscht.

Der sich daran anschließende Vortrag von Sabine Schulz-Greve und Brigitte Schulz widmete sich der Projektvorstellung IN FORM 2021-22: „Kommunikation Nachhaltiger Ernährung in weiterführenden Schulen – Entwicklung und Validierung von Unterstützungsinstrumenten zum Empowerment von Lehrkräften und Schüler:innen in der Sekundarstufe I (ISS und Förderzentren Lernen, Jg. 7–10)“. Die beiden Referentinnen erläuterten, dass teilnehmende Schulen ab dem Schuljahr 2021/22 die Möglichkeit haben, einmal monatlich eine Abokiste zu bestellen und im Rahmen ihrer fächerübergreifenden Verbraucherbildung zu verarbeiten. Gefragt sind kreative und schmackhafte Aktionsideen zur Kommunikation Nachhaltiger Ernährung in der Schulöffentlichkeit. Ziel ist u.a., am Ende der Projektlaufzeit einen Praxisleitfaden mit bundesweit übertragbaren Unterstützungsinstrumenten zu Akzeptanz und Kommunikation Nachhaltiger Ernährung in weiterführenden Schulen durch fächerübergreifende Verbraucherbildung (auf Basis des Einsatzes regional-saisonaler Bio-Gemüse-Obst - Abokisten) zu erstellen.

Neben einer für Herbst 2021 geplanten Start-up-Veranstaltung und regelmäßigen moderierten Online-Treffs, bei denen sich die Teilnehmerschulen untereinander vernetzen können, sind weitere Unterstützungsinstrumente und -strukturen geplant, die von den Vertreter:innen der beiden Vorhabenpartner:innen, Stephanie Grundmann und Constantine Youett, vorgestellt wurden. Dazu zählen beispielsweise Exkursionen zu regionalen Erzeugern, an denen die Teilnehmer:innen reges Interesse zeigten, Praxisschulungen mit Muster-Abokisten, didaktische Beratung und Begleitung der Teilnehmerschulen und Fortbildungen zur Kommunikation von Aspekten Nachhaltiger Ernährung.

Am Ende der Veranstaltung wies Anke Wolff, Presserefentin der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., die am Fachtag teilgenommen hatte, auf den Wettbewerb Verbraucherschulen hin und lud die anwesenden Schulen zur Teilnahme ein.

Die Vernetzungsstelle verabschiedete sich, mit großem Dank an die vier Referent:innen, von allen online zugeschalteten Teilnehmenden. Sabine Schulz-Greve und Brigitte Schulz kündigten an, dass die Vernetzungsstelle im Anschluss an den Fachtag, Berliner Integrierten Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen und Förderzentren Lernen Einladungen zur Teilnahme am IN FORM Projekt 2021-22 zukommen lassen wird. Bewerbungen werden bis zum 18.06.2021 erbeten.

Der Fachtag wurde von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet, maßgeblich die große thematische Vielfalt der Impulsvorträge wurde hervorgehoben. Die Teilnehmenden nahmen viele anregende Impulse für die Mitbestimmung und Mitgestaltung Nachhaltiger Ernährung in Ganztagsschulen mit. 

Weitere Informationen:

 Präsentation „DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen“, Stephanie Klein, DGE (PDF 4,2 MB)

Präsentation "Akzeptanz Nachhaltiger Ernährung“,  Stephanie Grundmann, TUB (PDF 1,5 MB)

Präsentation "Kommunikation Nachhaltiger Ernährung“, VNS Projekt IN FORM 2021–22 (PDF 354 KB)

Präsentation "Vorstellung Unterstützungsinstrumente“, Constantine Youett, FÖL, Stephanie Grundmann, TUB (PDF 306 KB)

B!NErLe - Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft, Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre (IBBA), Technische Universität Berlin (TUB)

Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V.


 

Weitere Berichte